Gegenwartsmühle

‘Mill of Presence’  |  Interactive video installation
Video game machine  |  0.6 × 0.6 × 2 m  |  2014

The exhibition venue of the Hannover Art Association is contrasted with a site-specific reconstruction of itself. Viewers witness a realistic, accessible version of the actual exhibition hall around them on the screen of this minimalist video game machine. The virtual room is a place for both escapism and confrontation and the virtual exhibition environment soon displays unconventional facets.
In this exhibition of the Art Association within itself, we find three-dimensional models and objects from computer games arranged into virtual ready-mades. They respond when approached and leap from their base in a constantly deforming appearance. The materiality of things is questioned in this information-based room and their intentional core takes precedence. The virtual room is populated with sculptures of transfixed recipients created in 3D scan­ner experiments. These attempts of transfer and penetration between the analogue and digital cosmos map out the permeability of the borders between them.
The installation establishes a communicative state of interactivity with the recipient. Sometimes it openly reveals its facets and details, and at other times these are only reluctantly unveiled and have to be discovered. This way ‘Other Room’ develops an artificial, obstinate appeal, that was achieved with the use of real-time 3D software and camera-based face tracking. All images show the computer-generated reconstruction of the actual exhibition site, accessible via a video gaming machine.


Gegenwartsmühle

Interaktive Videoinstallation  |  Videospielautomat |  0,6 × 0,6 × 2 m  |  2014

Der Kunstverein Hannover würde als realer Ausstellungsort mit einer ortspezifischen Rekonstruktion seiner selbst kontrastiert. Dem Betrachter eröffnet sich auf dem Bildschirm dieses minimalistischen Videospiel-Automaten eine realistische und begehbare Entsprechung seiner tatsächlichen Umgebung. Der virtuelle Raum mag ebenso Eskapismus sein wie Konfrontation. Ob die Installation nun mit der Wirklichkeit bricht oder nur mit der Erwartungshaltung des Betrachters, das bleibt vorerst offen. Jedenfalls weist die virtuelle Ausstellungssituation sehr bald eigenwillige Facetten auf.
In dieser Ausstellung des Kunstvereins in sich selbst finden wir dreidimensionale Objekte aus Computerspielen zu virtuellen Ready-Mades arrangiert, welche auf Annäherung reagieren, vom Sockel springen und sich deformieren. Die Materialität der Dinge steht in diesem informationsbasierten Raum zur Disposition und die Frage nach dem intentionalen Kern gewinnt an Gewicht. Umgekehrt spiegelt sich der Betrachter in seiner Anschauung, denn der virtuelle Raum ist von zu Plastiken erstarrten Rezipienten bevölkert, die in Experimenten mit 3D Scannern entstanden sind. Diese Übertragungs- und Durchdringungsversuche zwischen analogem und digitalem Kosmos sollen die Durchlässigkeit dieser Grenzen ausloten.
Die Videoinstallation wurde mit Echtzeit-3D-Software realisiert und spielt mit dem immersiven Charakter des Virtuellen. Kamerabasierte Gesichtsverfolgung errechnet unbemerkt den Blickpunkt des Betrachters und überträgt ihn ins Virtuelle.
Ins Zentrum des Interesses wird jener Moment der Interaktion gerückt, den moderne Computertechnik und Software initiieren. In diesem Moment treten Objekte aus der Passivität ihrer Ausstellungssituation heraus und gehen in einen Zustand aktiver Kommunikation mit dem Betrachter ein. Mal offenbaren sie freimütig ihre Facetten und Details, mal lassen sie sich diese nur widerwillig entlocken und müssen erkundet werden. So entwickelt „Der andere Raum’ seinen artifiziellen und eigensinnigen Reiz.
Alle Bilder zeigen eine Computer-Reskonstruktion des realen Ausstellungsortes, die in einem Spielautomaten begehbar wird.

 Ein experimentelles Video mit Bewegtbildmaterial aus der Ausstellungssituation


Gegenwartsmühle

videoDer Bildraum, also die räumliche Situation im Bild, steht mit dem Raum des Betrachters, des Rezipienten und Nutzers in einer ganz bestimmten Beziehung. Eigenart und Ort des Bildes fließen zusammen mit den persönlichen Interessen und Wahrnehmungsfähigkeiten des Betrachters.

Die räumliche Gestaltung der Rezeptionsumgebung spielt in den Arbeiten von jens Isensee vom Entwurfsprozess an eine mitbestimmende Rolle. Sein künstlerischer Ansatz fußt auf der Schaffung innovativer Ausdrucksformen und Nutzungen in bislang ungesehener Zusammenführung bestehender Medien- und Raumkonzepte.

Es sind also die ungewohnten Lesarten, Wahrnehmungs- und Rezeptionsformen des neuen bewegten, interaktiven und immersiven Bildes, deren Möglichkeiten jens Isensee in seinen ortsspezifischen Installationen auf den Grund geht. Die freie Auseinandersetzung mit der aktuellen Medienwirklichkeit als Auseinandersetzung mit den Funktionsweisen virtueller Medienbilder und der Art, wie diese unsere Vorstellung beeinflussen, steht hierbei im Fokus.

Text von Deborah Uhde


Vom Hier und Jetzt

29.6. – 25.8. Kunstverein Hannover

Besonders reizvoll klingt der Titel der Installation im Zusammenspiel mit demjenigen der zweijährlich stattfindenden Herbstausstellung des Kunstvereins Hannover. „Vom Hier und Jetzt“ kündet von dem Suche nach Verortung und Gegenwart in einer sich verflüchtigenden Zeit. Ebenso wie die Reproduktion verheißt, ist sie Eskapismus. Der Kunstverein präsentiert sie bis zum 25. August 2013 zusammen mit den „aktuellsten künstlerischen Arbeiten aus Niedersachsen und Bremen. Diese Überblicksschau versteht sich als Plattform für herausragende Positionen der aktuellen nordwestdeutschen Kunstszene.“ Zur Ausstellungsbeschreibung >